Unser Blut
Blutwerte und deren Bedeutung für unser Wohlbefinden und unsere Leistungsfähigkeit
Sportliche Leistungsfähigkeit ist nicht immer nur eine Frage der Muskelkraft und der Ausdauer. Auch unser Blut trägt maßgeblich dazu bei, dass wir Leistung abrufen können – sei es unter sportlicher Belastung oder im Alltag.
Zusammensetzung und Funktion des Blutes
Allgemein können wir uns unser Blut als ein Transportmittel vorstellen, das unseren Körper mit Sauerstoff, wichtigen Nähr- und Wirkstoffen (z.B. Hormone) sowie Wasser versorgt. Zudem transportiert es Abwehrstoffe und sorgt dafür, dass Stoffwechselendprodukte und Kohlendioxid ausgeschieden werden.
Damit dieser Transportmechanismus funktioniert, kommt es auf die Zusammensetzung unseres Blutes an: Blut besteht zu etwa 55% aus einer wässrigen Lösung, dem so genannten Blutplasma. Dieses enthält neben Wasser für den Körper wichtige Nähr- und Wirkstoffe. Die übrigen 45% bilden feste (zelluläre) Bestandteile, nämlich
- rote Blutkörperchen (Erythrozyten, dienen dem Transport von Sauerstoff und Kohlendioxid),
- weiße Blutkörperchen (Leukozyten, dienen der Abwehr von Krankheitserregern und Fremdkörpern) und
- Blutplättchen (Thrombozyten, stoppen die Blutgerinnung bei offenen Wunden und schützen den Körper so vor Infektionen).
Die zellulären Bestandteile werden auch als Hämatokrit (HKT) bezeichnet. Der Hämatokrit-Wert kann natürlichen Schwankungen unterliegen. Als normal gelten Werte zwischen
- 42% und 50% bei Männern und
- 36% und 45% bei Frauen.
Was hat die Zusammensetzung unseres Blutes mit unserer Leistungsfähigkeit zu tun?
Regelmäßiges Training führt zu Trainingsanpassungen in unserem Körper. Neben Fettreduktion, Muskelaufbau oder einer verbesserten Energiebereitstellung verändert sich auch unser Blut. So vergrößert sich beispielsweise durch ein regelmäßiges Ausdauertraining das Blutvolumen um bis zu 25%. Den größten Anteil macht dabei das Blutplasma aus, wodurch die Konzentration der Blutzellen (HKT) leicht abnimmt. Wichtig für euch zu wissen ist, dass es sich hierbei um eine positive Anpassung des Körpers an die Trainingsbelastung handelt:
- das Blut kann leichter im Körper zirkulieren (bessere Fließfähigkeit) und somit eine bessere Nähr- und Wirkstoffversorgung des gesamten Körpers bewerkstelligen;
- durch das erhöhte Plasmavolumen stehen dem Körper mehr Flüssigkeitsspeicher zur Verfügung, was ihm gerade bei Ausdauerbelastungen zugutekommt.
Mit fortschreitendem Training steigt die Anzahl der roten Blutkörperchen ebenfalls leicht an. Dadurch kann mehr Sauerstoff transportiert werden, was in Kombination mit der besseren Fließfähigkeit des Blutes zu einer besseren Versorgung der Muskulatur führt. Mit anderen Worten: Die individuelle Leistungsfähigkeit steigt.
Ausdauersport und Blutbild
Die veränderte Zusammensetzung des Blutes wird bei regelmäßigem Ausdauertraining auch im Blutbild sichtbar:
Durch die Zunahme des Blutplasmas zeigt das Blutbild einen niedrigen Hämatokrit-Wert (HKT) an. Dies kann fälschlicherweise als Anzeichen einer Blutarmut (Anämie) interpretiert werden, da mit dem Hämatokrit-Wert auch die Konzentration der roten Blutkörperchen (Ery-Konzentration) sinkt. Um auf Nummer sicher zu gehen, ist deshalb bei einem niedrigen Hämatokrit-Wert zu klären, ob ihr an einer „echten“ Anämie leidet oder ob eine so genannte „Sport-“ beziehungsweise „Pseudo-Anämie“ vorliegt. Bei einer Sport- beziehungsweise Pseudo-Anämie handelt es sich um die zuvor beschriebenen Trainingsanpassungen. Sie ist unbedenklich, da euer Körper mit ausreichend Sauerstoff sowie Nähr- und Wirkstoffen versorgt wird.
Handlungsbedarf besteht hingegen bei einer „echten“ Anämie.
Warum? Befinden sich zu wenige rote Blutkörperchen im Blut oder sind diese unzureichend ausgebildet, so ist die Sauerstoffversorgung des Körpers nicht gesichert. Infolgedessen können Symptome auftreten wie: blasse Haut und blasse Schleimhäute, Schwindel, Kopfschmerzen, Kurzatmigkeit, Leistungsabfall, Vergesslichkeit, Konzentrationsstörungen, Müdigkeit, Nervosität, innere Unruhe, Appetitlosigkeit, Magen-Darm-Beschwerden, Sodbrennen, Schwächeanfälle, Kältegefühl, erhöhte Infektanfälligkeit, Schluckbeschwerden, trockene Haut, rissige Lippen, Haarausfall, stumpfes und gespaltenes Haar sowie brüchige Nägel.
Woran erkenne ich eine „echte“ Anämie?
Besteht der Verdacht auf eine „echte“ Anämie, werden neben dem Hämatokrit-Wert die Laborwerte MCV, MCH und MCHC (Erythrozytenindizes) näher betrachtet, da sie Rückschlüsse auf den Zustand der roten Blutkörperchen und somit auf die Ursache der Blutarmut erlauben:
- Der MCV-Wert verrät die Größe der roten Blutkörperchen, das heißt er gibt Auskunft über ihr durchschnittliches Volumen.
- Der MCH-Wert zeigt an, wie viel Hämoglobin (roter Blutfarbstoff) durchschnittlich in einem roten Blutkörperchen zu finden ist.
- Die Konzentration des roten Blutfarbstoffs wird über den Wert MCHC bestimmt.
Liegen diese drei Laborwerte unter der (vom untersuchenden Labor festgelegten) Norm, ist ein Eisenmangel wahrscheinlich. Nicht ganz auszuschließen sind auch ein Kupfer- oder Vitamin-B6-Mangel, mitunter aber auch eine Tumorerkrankung. Sind die Werte hingegen erhöht, deutet dies auf einen Folsäure- oder auf einen Vitamin-B12-Mangel.
Da eine Anämie häufig durch einen Eisenmangel ausgelöst wird, werden zusätzlich der Ferritinspiegel und die Hämoglobin-Konzentration (Hb-Wert) im Blut kontrolliert, denn: Sowohl Ferritin als auch Hämoglobin dienen dem Körper als Eisenspeicher. Sind beide Werte erniedrigt, sind die Eisenspeicher nicht ausreichend gefüllt. Ausgelöst wird ein Eisenmangel u.a. durch
- häufige oder verstärkte Regelblutungen bei Sportlerinnen,
- eine vegetarisch betonte Ernährung (Fleisch ist der wichtigste Eisenlieferant, da Eisen aus tierischen Lebensmitteln besser vom Körper aufgenommen werden kann als Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln),
- ein Mangel an Vitamin B12 und Folsäure (sind für die Bildung von roten Blutkörperchen wichtig)
- Erkrankungen, die zu einer verminderten Aufnahme von Eisen führen, oder
- andere Ursachen wie z.B. häufiges Blutspenden oder Blutverlust bei Operationen.
Selbst wenn ein Eisenmangel noch nicht gravierend ist und keine akute Anämie droht, besteht Handlungsbedarf, denn: Sind die Eisenspeicher nicht ausreichend gefüllt, werden auf kurz oder lang die Blutbildung, der Sauerstofftransport im Blut und die Leistungsfähigkeit – sowohl geistig als auch sportlich – negativ beeinflusst.
Deshalb empfehlen wir euch:
Beugt durch eine qualitativ hochwertige Ernährung vor, die euren Bedarf an Eisen, Vitamin B12 und Folsäure deckt. Fühlt ihr euch dennoch regelmäßig müde und ausgelaugt, lasst mit einem Blutbild die folgenden Laborwerte überprüfen:
- Hämatokrit-Wert (HKT),
- Hämoglobin-Wert (Hb),
- Ferritin-Konzentration,
- Erythrozytenindizes MCV, MCH und MCHC.
Sind die Laborwerte auffällig, sprecht mit eurem Arzt über mögliche, für euch sinnvolle Therapien. Aber Vorsicht vor Eigentherapien! Da Eisen vom Körper nicht aktiv ausgeschieden werden kann, droht im Falle einer Überdosierung eine Eisenüberladung.